Zu Maria Blondeel essay cv
Eine Grundbedingung
Grundsätzlich integriert Klangkunst visuelle und klangliche Bestandteile. Idealerweise sind Klang und Bild so eng verbunden, dass man sie nicht trennen kann, ohne den Sinn der Arbeit zu zerstören, oder gar ihre Existenz. Indem Maria Blondeel Licht in Klang übersetzt, operiert sie nicht nur im Kernbereich der Klangkunst, sondern geht von der eigentlichen Vorbedingung der Bildenden Kunst aus. In den Arbeiten verändern photoelektrische Sensoren elektrische Ströme, die ihrerseits Klanggeneratoren speisen. Diese produzieren Rechteckwellen, und die Tonhöhe steigt und fällt mit der Lichtintensität an den Sensoren. Solch einen Aufbau kann Blondeel im Innen und im Außenraum installieren. Sie kann ihn auch an bewegten Objekten anbringen, etwa Autos oder Bussen (so geschehen zum Beispiel in Berlin). Diese Installationen bilden die Gesamtlichtstärke an einem bestimmten Punkt klanglich ab, außerdem deren zeitliche Veränderung. Diese außergewöhnlich komplexe Erfahrung dokumentiert ein 45-Minuten-Film, gedreht während einer Fahrt über den Straßenring um Brüssel zur Zeit der Dämmerung. Die auf dem Armaturenbrett angebrachte Kamera ist nach oben gerichtet. Man sieht den Himmel und alles, was oben auftaucht ­ Bäume mit kahlen Ästen, Straßenlaternen, Verkehrsampeln, die Obergeschosse der Häuser am Straßenrand, aber auch die Deckenlichter eines Tunnels, den der Wagen durchfährt. All dies beeinflusst die Intensität des Umgebungslichts, das gleichzeitig nach und nach immer dunkler wird. Die Ereignisse en route lassen das zerfranste Brummen und Heulen der Rechteckwellen steigen und fallen. Der Klang drängt die Objekte, sonst eher im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, in den Hintergrund, zugunsten der ständig sich ändernden Qualität des Lichtes selbst. In ihrer parallelen Bewegung verstärken sich Klang und Licht gegenseitig. Die Objekte, obwohl stets deutlich zu erkennen, werden immer abstrakter. In ihrer neuen Arbeit Sunlight treibt sie die Abstraktion auf die Spitze. Auf den ersten Blick erkennt man keine Verbindung dieser Installation und den vorangegangenen Arbeiten. Der Besucher ist aufgefordert, seinen Kopf auf ein mit Lautsprechern ausgestattetes Kissen zu betten. Die Klänge nehmen nach und nach Richtung und Bedeutung an. Ihnen zuhören heißt, den wild wogenden und sich verschränkenden Linien zu folgen versuchen, wie Efeu, der, hungrig nach Leben, seinen Wirtsstamm empor huscht. Allerdings steht die geringe Lautstärke jeglicher Anspannung, die von der Bewegung der Linien ausgehen mag, entgegen. Aufmerksam den Klängen folgen, ihre Quelle erraten und ihre Struktur erkennen: dieses Unterfangen wird schon bald zu einer fesselnden und zugleich bemerkenswert entspannenden Erfahrung. In der Tat entstammen die Klänge eine Aufnahme ähnlich jener in Brüssel. Und so hört man, mit dem Kopf auf dem Kissen, Licht. Als läge man im Gras, die Augen geschlossen, die Sonne erleuchtet die Lider mit warmen Orange-Tönen, die manchmal von Wolken verdunkelt werden. [René von Peer]

R20 Brussels 2004, Klang-Licht-Installation für ein Fahrzeug, Foto © Johan Vandermaelen
Adel Abdessemed/Silvia Ocougne
Dave Allen
Alfred Behrens
Maria Blondeel
Reinhard Blum/Uwe Bressnik
Jens Brand
Candice Breitz
Building Transmissions & Douglas Park
Janet Cardiff/George Bures Miller
Nicolas Collins
Alvin Curran
Joanna Dudley
[dy'na:mo]
Ulrich Eller
David First
Nina Fischer/Maroan el Sani & Robert Lippok
Terry Fox
Bernhard Gál
Seppo Gründler
Gut & Rist aka Gutarist
Carl Michael von Hauswolff & freq_out orchestra
Susan Hiller
Robert Jacobsen
Rolf Julius
Georg Klein/Steffi Weismann
Katjia Kölle
Christina Kubisch
Hans Peter Kuhn
Tilman Küntzel
Kalle Laar
Donatella Landi
Bernhard Leitner
Aernout Mik
Robin Minard
Ricardo Miranda Zuñiga
Helen Mirra
Michael Muschner
Carsten Nicolai
Andreas Oldörp
Finnbogi Pétursson
Werner Reiterer
Robin Rimbaud aka scanner
Julian Rosefeldt
Klara Schilliger/Valerian Maly
society of algorithm [Guy van Belle/Akihiro Kubota]
Jan-Peter E.R. Sonntag
tamtam [Sam Auinger/Hannes Strobl]
Ana Torfs
Edwin van der Heide
Maurice van Tellingen
Stephen Vitiello
Kris Vleeschouwer
Heinz Weber
Achim Wollscheid
Miki Yui
Artur Zmijewski

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