Zu Seppo Gründler essay cv
Seppo Gründler: »Das Werk tritt in den Hintergrund oder kommt überhaupt nicht mehr vor.« [Vít Zouhar]: Das letzte große Werk von Josef (Seppo) Gründler trägt den Titel Die Grosse Partitur [2000–2005, in Zusammenarbeit mit Elisabeth Schimana]. Schaffen und Haltung des Künstlers bestimmen jedoch die Zuneigung zur Prozessualität, Improvisation, Immaterialität, Ästhetik des Alltags und die Ablehnung von Werkästhetik, Kunstwerk, oder Notation. Seine Werke – Improvisationen, Performances, Objekte und Klanginstallationen – aber auch seine »Csound«, »Reaktor«, oder »Pd«-Patches prägt ein Verfahren, dessen Resultat meist nicht vorhersagbar, im Voraus begreifbar oder beurteilbar ist. Die Arbeiten umfassen Kompositionen als Datenprogramme, strukturierte oder völlig freie Improvisationen und komplexe Objekte, sind von Realtime, Interaktion und prozessartigen Verfahren bestimmt. (Once I was a guitarist, 2002). Selten sind Struktur, Konstruktion oder Ausdruck für das akustische und visuelle Resultat ausschlaggebend, sondern Improvisation, Zufallsgeneratoren und außermusikalische Verläufe (metabolische, statistische etc.). Künstler in seinem Kunstkonzept ist der, der eine nicht erwartete (Realtime, interaktive, soziale) Aktivität realisiert, der das Erhabene durch die Geste des intensiven Bastelns und Experimentierens ersetzt. Immaterielle Materialität, wo die Materie nur als Mittel für einen Prozess gilt. Nicht in Suzukis Sinne der Weg-Priorität, oder wie Cages Experimentieren und Unbestimmtheit, sondern als Non-Narrativität im Sinne Lyotards und als gesellschaftliche Haltung im Sinne Poppers.
Dünen X 2004 © Ruth Gründler
Seppo Gründler benutzt die soziale und emanzipatorische Funktion der Kunst beim Komponieren und Improvisieren mit Schülern und Erwachsenen, wo er Vermittlungs und Demokratisierungsprozesse in musikalisches Handeln überträgt (so in den Projekten Klangnetze und Anders Hören).
Nicht zufällig zitiert Gründler in seinem Beitrag über Prozessästhetik: »Wenn Kunst verzichtet, als Erkenntnis zu gelten, wird sie von der gesellschaftlichen Praxis toleriert wie die Lust. Aber ich will nicht […] nur in Angst rudern.« Dieser Akzent bestimmt mehrere von Gründlers Installationen. Dunes [2004] zum Beispiel ist zugleich eine Klanginstallation, in der Audiostream-gesteuerte Ventilatoren ein kontinuierliches Sound-Environment erzeugen und gleichzeitig eine Sandflächenmodellierung mit Meditationseffekt. Auch in Minimundus – Milestones of 20th century media art [2004/06] erzeugt Gründler durch Paraphrasieren und Transformieren der Werke von Cage (Il Treno di John Cage), Paik (TV Buddha), Reich (Pendulum Musicum) und Max Neuhaus (Drive In Music) neue Erfahrungen und bricht diese zugleich mit seiner Hobbypoetik.
Gründler arbeitet oft mit Partnern und Partnerinnen wie Elisabeth Schimana, Josef Klammer, Cordula Bösze, Rupert Lehofer, Jury Spitsin zusammen. Nicht um die kompositorische Arbeit im Teamwork zu teilen, sondern um die Variablen Interaktion und Erkenntnisgehalt zu verstärken und auf das manipulierende Autoren-Ich zum Teil zu verzichten. Das zeigt unter anderem Die Grosse Partitur, in der live generierte, bearbeitete und prozessierte Klänge im Konzert durch die Zeit-Bild Struktur bestimmt sind, oder das Kopfhörerkonzert (zusammen mit Josef Klammer) – eine in hundert Kopfhörern gespielte, elektronische, strukturierte Improvisation.
So ist Josef (Seppo) Gründler mehrdimensional tätig. Als promovierter Mediziner produziert er Musik für Computerspiele und Bühnenwerke, wirkt als Professor für Sounddesign an der FH Joanneum Graz und der Donau-Universität Krems, spielt erweiterte Gitarre, Computer und rudert und segelt ohne Angst.
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