Die ProtagonistInnen in Unser Gesangsbuch sind polnische Juden, die während oder nach dem 2. Weltkrieg nach Israel ausgewandert sind. Artur Zmijewski suchte ein Pflegeheim für ältere Menschen in Tel Aviv auf und bat einige Frauen und Männer, Lieder aus Ihrer Kinder und Jugendzeit auf Polnisch zu singen: Gesungen werden Schlager, Lieder über die Liebe, nationalpatriotische Lieder und die polnische Nationalhymne. Ein Mann singt ein patriotisches Lied, kommt ins Stocken und schmettert immer wieder nur den Refrain. Eine Frau beginnt die polnische Nationalhymne zu singen, summt dann weiter, weil sie sich nur an den ersten Vers erinnert. Die Körpersprache – ein Blick nach oben oder das Kratzen am Kopf – verrät die Schwierigkeiten beim Memorieren. Es scheint, als ob sie sich auf der Suche nach Melodien und Wörtern befänden. Die Videoarbeit bewegt sich zwischen den Problemen der individuellen Erinnerungsfähigkeit und dem historischen Kollektiv-Gedächtnis. Die polnische Sprache bildet eine Brücke zwischen der persönlichen Erinnerung und der verlorenen Geschichte des polnischen Judentums.