Sabine Breitsameter Sound Studies – Experimentelle Klanggestaltung | zurück |
“Sound Studies” ist als Studiengang ein Novum: Er befasst sich mit der Gestaltbarkeit des Klanglichen in Alltag, Kunst und Medien und sucht dabei nach Beschreibungs- und Wahrnehmungsmodellen, ästhetischen Konzepten und Anwendungsbereichen jenseits genuin musikalischer Paradigmen. Vier Gastprofessoren vertreten je ein Lehrgebiet , wobei sich das meinige, die “Experimentelle Klanggestaltung” als Brücke zu den anderen Fächern versteht. Ohnehin sind experimenteller Wagemut und innovatives Denken die Ausgangspunkte des Studiengangs. In ihm geht es nicht darum, den Studierenden gewissermaßen “normativ” zu zeigen, wie man Klänge und klangliche Situationen gemäß “herrschender Lehrmeinung” gestaltet. Im Mittelpunkt steht vielmehr, das Feld klanglicher Gestaltbarkeit weit zu öffnen und künstlerische wie angewandte Konzepte in eine produktive Wechselbeziehung zu bringen.
In meiner Arbeit mit den Studierenden beschränkt sich das Experimentieren mit Klang nicht darauf, klangliche Oberflächen und neue akustische “Physiognomien” zu schaffen, sondern zielt darauf ab, durch die Arbeit an und mit den Kontexten des Klangs die spezielle Bedeutung einer Produktion herauszuarbeiten. Kontext, das kann der Präsentationsort einer Klangarbeit ebenso sein wie ihre etwaige mediale Plattform, das beinhaltet die Reflexion gängiger akustischer Rezeptionsmodelle, die interaktive Aneignung von Klang in Netzwerken und Datenräumen, neue Klangerzeugungsmöglichkeiten durch Sensoren und Interfaces u.v.a.m.
Satoshi Morita, Studierender von „Sound Studies“, stellt in seiner Arbeit für Sonambiente 2006 einen Fußball als visuelles Objekt in den Mittelpunkt. Der erscheint, namentlich in Zeiten der Fußballweltmeisterschaft, als etwas sehr Alltägliches und Allzu-Vertrautes. Doch gibt der Ball eine rätselhaft-abstrakte Klangwelt wieder. Können wir uns vorstellen, wie es wäre, wenn sich die Perspektive umkehrte? Nicht w i r sind es, die den Ball wahrnehmen, sondern das, was in einem Spiel, in einem Stadion passiert, hören wir aus der Perspektive des Balls? Dann ist es nicht der Ball, der sich bewegt, sondern das Publikum und seine Umgebung. 1 Akustische Mediengestaltung wird von Karl Bartos gelehrt, Akustische Anthropologie und Ökologie von Holger Schulze, Akustische Konzeption von Carl-Frank Westermann.