Entdecken – Ausprobieren – Umsetzen
[Holger Rink]:
Erzählt Alfred Behrens von seiner Kindheit, dann spielt die Erinnerung
an Fußball immer eine ganz wichtige Rolle. Das Spiel mit dem runden Leder
hat ihn früh fasziniert, und das Fußballspiel sowie die Kultur dieses
Sports beschäftigen ihn wiederkehrend in seinen Arbeiten bis heute. So
entstanden über Jahrzehnte hinweg Projekte über Fußball, in
den unterschiedlichsten Medien (Literatur, Film, Fotographie und Radio). Häufig
ist die eigene Vergangenheit der Auslöser: Von Erinnerungen durchsetzte,
autobiographisch geprägte Geschichten entstehen, die mit dem Kamera-Auge
und dem Ohren-Mikrofon akribisch aufgezeichnet werden. Wirklichkeit, festgehalten
mit all den Mitteln, die unser technisches Zeitalter zur Verfügung stellt.
Einer seiner Jugendhelden war Uwe Seeler, der ehrliche Kämpfer am Ball
aus Hamburg, vielleicht auch Lothar Emmerich, Rundlederarbeiter aus dem Ruhrpott
(legendär sein Satz: »Gib mich die Kirsche!«). Alfred Behrens
wird – so könnte es gewesen sein – wie ›Uwe‹ und
›Emma‹ am liebsten als Stürmer auf dem Platz gestanden haben.
Seine Attribute: Reaktionsschnell in die Spitze gehen, geschicktes Dribbling,
gezielter Torschuss! Er bewegt sich in seinen Arbeiten am liebsten permanent
in Unruhe, ebenso wie im gegnerischen Strafraum: terra incognita, zu eroberndes
Terrain. Übertragen auf die Sprache der Kunst heißt sein Credo: Entdecken
– ausprobieren – umsetzen! Seine Begeisterungsfähigkeit für
neue technische Entwicklungen (speziell innerhalb der Medien), die existierende
ästhetische Maßstäbe und künstlerische Verfahren infrage
stellen, verschieben und erweitern, und die darüber hinaus neue Darstellungsmöglichkeiten
erlauben, ist ebenso grenzenlos wie es sein eigenes ständiges Ringen, seine
Neu-Gier um Innovation und Vision ist. Diese Haltung ist markant, zeichnet ihn
aus. Bei aller Hellsicht, mit der er seit fast 40 Jahren die explodierende mediale
Durchdringung unserer Lebenswirklichkeit – im Privaten wie im Öffentlich-Politischen
– begleitet hat, hat er nie den mahnenden und warnenden Blick des Kritikers
für eben diese Medienwelt aufgeben.