Klara Schilliger/Valerian Maly | essay | cv |
Der Seidenschrei 2006 Performances
Haus der Berliner Festspiele 2.6. 20:00
InstallAction Dauer 30′
In Zusammenarbeit mit dem Ensemble Historischer Tanz Berlin der Universität der Künste Berlin, Leitung: Jutta Voß.
InstallAction Dauer 30′
In Zusammenarbeit mit dem Ensemble Historischer Tanz Berlin der Universität der Künste Berlin, Leitung: Jutta Voß.
Reine Seide? – das ist der Stoff,
aus dem diese InstallAction gewoben wird. In seidene Stoffbahnen gehüllt,
wandeln die Performer mit verbundenen Augen zwischen den Tänzern eines
Barockensembles, die in authentischen Kostümen Originalchoreographien
in den Raum zeichnen. Nur das Rauschen der Seide und die Folge der Schritte
ergänzen eine unhörbare, imaginierte Barockmusik. Klar abgezirkelte
Wege und Bewegungen der Barocktänzer stehen im Kontrast zu den langsamen
Bewegungen der beiden Akteure, die das schillernde Tuch streicheln und drücken,
und hörend auf seine Echtheit überprüfen. Denn am Klang erkennt
man die Qualität der Seide. Der typisch knirschende Griff in den Stoff,
der an das Betreten von frisch gefallenem Schnee erinnert – der »Seidenschrei«
– galt als Erkennungszeichen der Damen höherer Stände. Um
die begehrte Textilie zu imitieren, versuchte man den Schrei auch mit anderen
Stoffen zu erreichen. Die frühen Sounddesigner experimentierten mit
Milch und Essigsäure, Seife und Fett. Doch nicht nur als »Seidenschreier«
treten die beiden Schweizer Künstler auf, sondern sie agieren auch
als Medium: Aus ihnen spricht Nicola Sabbattini [1574–1654], der 1603
das erste Handbuch zur Bühnentechnik publizierte: Pratica di fabricar
Scene e machine ne’teatri – eine Anleitungen zum Bühnenbau
und zur Konstruktion von Theatermaschinen.