Georg Klein/Steffi Weismann | essay | cv |
takeaway: haste Töne 2006 Exhibition
An der Schlossbrücke
Interaktive Klanginstallation im Außenraum [roter Imbisswagen, Lautsprecher, Sensoren, Licht] In Zusammenarbeit mit KlangQuadrat, Berlin. Dank an Tina Volkhardt, Besitzerin des Imbisswagens.
Interaktive Klanginstallation im Außenraum [roter Imbisswagen, Lautsprecher, Sensoren, Licht] In Zusammenarbeit mit KlangQuadrat, Berlin. Dank an Tina Volkhardt, Besitzerin des Imbisswagens.
Die Imbissbude ist Ausdruck des gehetzten,
urbanen Lebens: kurz macht man bei Wind und Wetter Station, um ein von Fett
und Soßen triefendes Etwas in sich hineinzustopfen. Zugleich ist sie ein
transitorischer Kommunikationsort, wo sich vor allem in den Nachtstunden Leute
zu Bier und Currywurst zusammenstellen, ihre Wartezeit verkürzen und ins
Gespräch kommen. Mit diesem kurzen, kommunikativen Stop arbeiten wir in
unserer Installation, transformieren ihn in eine künstlerisch verdichtete
Situation.
Die Installation besteht aus zwei akustischen Komponenten:
Klanginteraktion Über zwei verborgene Richtlautsprecher am Wagen wird ein weitreichendes Klangfeld erzeugt auf den Bewegungsachsen der Passanten. Die Klänge sind Aufnahmen aus der unmittelbaren Sphäre des Imbisses - Zischen, Kühlschranksäuseln, Flaschengeklimper - sowie das Brummen der Blechwände des Imbisses, das durch einen geriebenen Gummiball erregt wurde (die "Eigenschwingung" des Wagens). Während diese Klänge als akustische Irritation im weiteren Umfeld hörbar sind, ohne leicht geortet werden zu können, zieht im Nahbereich die Sprachinteraktion die Passanten direkt an.
Sprachinteraktion Gehen Passanten nur kurz durch den Sensorbereich, spricht sie aus dem vorderen Lautsprecher eine Stimme im Berliner Dialekt an. Die Stimme ist die Originalstimme der Besitzerin des Imbisswagens Tina Volkhardt. Sie ruft die Passanten herbei, versucht sie zum Bleiben zu gewinnen. Bleibt ein Passant im Sensorbereich, fängt sie einen scheinbaren Dialog mit dem Besucher an. Je nach Entfernung zum Sensor, gibt sie über ein komplexes Interaktionsprogramm einzelne Worte oder Sätze von sich. Je näher die Besucher kommen, desto vertraulicher wird die Stimme. Im Dialog wird dabei die Situation vor Ort durch Tina kommentiert, den Abriss des "Palastes der Republik" Akt wie auch das ehemalige Staatsratsgebäude der DDR, vor dem sie zwei Jahre lang stand, als das Gebäude zur Managerschule umgebaut wurde. Ihre persönliche Erfahrung als Ost-Frau mit der Wende kommt zur Sprache wie auch aktuelle Ereignisse – z.B. die Fußball-WM, in dem sie mal das (Live-)Radio anstellt. Die klingende und sprechende Imbiß thematisiert sich aber auch selbst als Kunstobjekt auf dem Klangkunstfestival sonambiente, weist den Besuchern den Weg und bietet Veränderungen des Budenklangs an.
Aufstellungsort Im Vorfeld haben wir ein Interview mit Tina geführt, der Besitzerin des Wagens, mit dem sie jahrelang als Grillstation auf der Baustelle des ehemaligen Staatsratsgebäudes der DDR stand. Nun steht er wieder in Sichtweite der heutigen Managerschule ESMT neben der Schloßbrücke. Nachts wird der Wagen von innen leuchten, so dass sich der Klang mit dem Licht zu einer spezifischen Atmosphäre verbindet. Während die Berliner Currywurstbude gerade an prominenten Orten immer mehr verdrängt wird, führen wir den Wagen in sein Umfeld zurück. Hier steht er in spannungsreichem Kontrast zum Altem Museum, dem Dom, der Ruine des Palasts der Republik/Schloß, dem ehem. Staatsratsgebäude/ESMT und der nur als Attrappe existierenden Schinkelschen Bauakademie. Seine Farbe: Rot.
Klanginteraktion Über zwei verborgene Richtlautsprecher am Wagen wird ein weitreichendes Klangfeld erzeugt auf den Bewegungsachsen der Passanten. Die Klänge sind Aufnahmen aus der unmittelbaren Sphäre des Imbisses - Zischen, Kühlschranksäuseln, Flaschengeklimper - sowie das Brummen der Blechwände des Imbisses, das durch einen geriebenen Gummiball erregt wurde (die "Eigenschwingung" des Wagens). Während diese Klänge als akustische Irritation im weiteren Umfeld hörbar sind, ohne leicht geortet werden zu können, zieht im Nahbereich die Sprachinteraktion die Passanten direkt an.
Sprachinteraktion Gehen Passanten nur kurz durch den Sensorbereich, spricht sie aus dem vorderen Lautsprecher eine Stimme im Berliner Dialekt an. Die Stimme ist die Originalstimme der Besitzerin des Imbisswagens Tina Volkhardt. Sie ruft die Passanten herbei, versucht sie zum Bleiben zu gewinnen. Bleibt ein Passant im Sensorbereich, fängt sie einen scheinbaren Dialog mit dem Besucher an. Je nach Entfernung zum Sensor, gibt sie über ein komplexes Interaktionsprogramm einzelne Worte oder Sätze von sich. Je näher die Besucher kommen, desto vertraulicher wird die Stimme. Im Dialog wird dabei die Situation vor Ort durch Tina kommentiert, den Abriss des "Palastes der Republik" Akt wie auch das ehemalige Staatsratsgebäude der DDR, vor dem sie zwei Jahre lang stand, als das Gebäude zur Managerschule umgebaut wurde. Ihre persönliche Erfahrung als Ost-Frau mit der Wende kommt zur Sprache wie auch aktuelle Ereignisse – z.B. die Fußball-WM, in dem sie mal das (Live-)Radio anstellt. Die klingende und sprechende Imbiß thematisiert sich aber auch selbst als Kunstobjekt auf dem Klangkunstfestival sonambiente, weist den Besuchern den Weg und bietet Veränderungen des Budenklangs an.
Aufstellungsort Im Vorfeld haben wir ein Interview mit Tina geführt, der Besitzerin des Wagens, mit dem sie jahrelang als Grillstation auf der Baustelle des ehemaligen Staatsratsgebäudes der DDR stand. Nun steht er wieder in Sichtweite der heutigen Managerschule ESMT neben der Schloßbrücke. Nachts wird der Wagen von innen leuchten, so dass sich der Klang mit dem Licht zu einer spezifischen Atmosphäre verbindet. Während die Berliner Currywurstbude gerade an prominenten Orten immer mehr verdrängt wird, führen wir den Wagen in sein Umfeld zurück. Hier steht er in spannungsreichem Kontrast zum Altem Museum, dem Dom, der Ruine des Palasts der Republik/Schloß, dem ehem. Staatsratsgebäude/ESMT und der nur als Attrappe existierenden Schinkelschen Bauakademie. Seine Farbe: Rot.