Carl Michael von Hauswolff & freq_out orchestra | cv |
freq_out 4 Exhibition/Performances
Sockelgewölbe des Nationaldenkmals am Schlossplatz
Haus der Berliner Festspiele 3.6. 20:00
Klanginstallation/Performance, bestehend aus 13 Klangstücken in jeweils zugewiesenen Frequenzbereichen. Teilnehmende Künstler und Frequenzbereiche in Berlin 2006: 0—25 Hz Maia Urstad 25—65 Hz Brandon LaBelle 65—90 Hz Tommi Grönlund/Petteri Nisunen 90—140 Hz Finnbogi Pétursson 140—180 Hz Franz Pomassl 180—250 Hz Benny Jonas Nilsen 250—350 Hz Jacob Kirkegaard 350—500 Hz Mike Harding 500—1000 Hz Kent Tankred 1000—2000 Hz Jim G. Thirlwell 2000—5000 Hz PerMagnus Lindborg 5000—11000 Hz Jana Winderen In Zusammenarbeit mit der Berliner Schlossfreiheit e.V. Mit Unterstützung der Botschaften der nordischen Länder, Berlin.
Klanginstallation/Performance, bestehend aus 13 Klangstücken in jeweils zugewiesenen Frequenzbereichen. Teilnehmende Künstler und Frequenzbereiche in Berlin 2006: 0—25 Hz Maia Urstad 25—65 Hz Brandon LaBelle 65—90 Hz Tommi Grönlund/Petteri Nisunen 90—140 Hz Finnbogi Pétursson 140—180 Hz Franz Pomassl 180—250 Hz Benny Jonas Nilsen 250—350 Hz Jacob Kirkegaard 350—500 Hz Mike Harding 500—1000 Hz Kent Tankred 1000—2000 Hz Jim G. Thirlwell 2000—5000 Hz PerMagnus Lindborg 5000—11000 Hz Jana Winderen In Zusammenarbeit mit der Berliner Schlossfreiheit e.V. Mit Unterstützung der Botschaften der nordischen Länder, Berlin.
freq_out
Das akustische Wechselspiel von Klang und Raum ist mehr als ein physikalischer
Tatbestand. Wie die Geschichte der Klangkunst zeigt, ist solch ein wechselseitiges
Verhältnis reich an Details und steht in einem engen Zusammenhang mit
dem Potential, Wahrnehmungsprozesse in Gang zu setzen, architektonische
Grenzen neu zu entwerfen, aus den flüchtigen Spuren von Klanglichkeit
Lebensformen zu schaffen, innerhalb eines sozialen Gefüges neue Beziehungen
zu schaffen. In diesem Sinn sind »Klang« und »Raum«
nicht länger voneinander getrennte Einheiten oder Konzepte, sondern
eine durch Synthese zusammengefügte Ganzheit, die für jeden Ort,
für jedes Ereignis, für jeden Moment ihres Wechselspiels spezifisch
definiert wird. Wie eine radikale Ökologie definiert die Wechselwirkung
von Klang und Raum einen Organismus, bringt Dramen der Wahrnehmung und der
Interaktion hervor und verdeutlicht, was es bedeutet, an einem bestimmten
Ort zu sein.
Auf solchen Dramen basiert das freq_out-Projekt, das Künstler, Komponisten, Architekten, Produzenten und Musiker zusammen bringt, um mit Klang-Imagination Architektur zu durchdringen. Seine Struktur ist die eines kollaborativen Klang-Environments, in dem sich die individuelle Autorschaft auf die Gruppe bezieht. Jedem der dreizehn Teilnehmer wird innerhalb eines gegebenen Raumes eine eigene »Zone« für seine Klangarbeit zugewiesen, begrenzt durch Ort oder Position des Lautsprechers und durch einen spezifischen Frequenzbereich. Im Rahmen dieses Sozialsystems entwickeln sich die Stücke, durch das Aushorchen des Raumes und des Klangmaterials und entsprechend den je individuellen Vorstellungen von Musikalität, Narrativität, Klanglichkeit, Struktur und Fantasie: Kollaboration erscheint als Verkörperung dessen, was bereits existiert, als räumliche Textur oder in den Verläufen der einzelnen Arbeiten. Das bedeutet, dass Entscheidungen, Diskussionen und Argumente im und durch Klang erscheinen. Jede Zone hat ihre eigene Schallanlage (Lautsprecher und CD-Player), über die die individuellen Stücke abgespielt werden. Diese Strategie verschafft jedem Teilnehmer Autonomie und ermöglicht gleichzeitig, dass jede Interferenz zwischen den Arbeiten die Klangerfahrung erweitert. Das bedeutet, dass sich das Klang-Environment teilweise durch Interferenz herstellt, durch Überlappungen, Obertöne, Überschneidungen und Frequenzabweichungen, je nach den Bewegungen des Besuchers durch den Raum und dem Entwicklungsverlauf der Klänge.
Während es heute in der Klangkunst oft darum geht, individuelle Werke voneinander abzugrenzen, Störungen und Vermengungen zu vermeiden, sucht freq_out diese Interferenz bewusst auf: freq_out schlägt mögliche Modelle der Präsentation von Klangkunst (und der Konstruktion von Klang-Räumen) vor, die darauf basieren, die kollektive Vermischung von Klang mit einzubeziehen, und setzt sich somit zwangsläufig der Haltung entgegen, die das ignoriert oder ausschließt. Nach Hausswolff gründet freq_out auf einer Vorstellung von Kollektivität, die das Individuelle nicht überdeckt. Jeder einzelne Teilnehmer ist in ein größeres Ganzes integriert, nicht so sehr im Sinn des demokratischen Imperativs, in dem immer die Mehrheit regiert, sondern vielmehr im Sinne des Aufbaus eines KooperationsFeldes: Jeder Teilnehmer geht über seine individuelle Praxis hinaus, um die anderen im Raum, und, was noch wichtiger ist, durch Klang zu treffen. Der Ausstellungsraum fungiert nicht nur als architektonischer und akustischer Mitspieler, sondern auch als Ort der Kooperation – in diesem Sinn entwickelt die Wechselwirkung von Klang und Raum nicht nur andere Bedingungen für den experimentellen Umgang mit dem Ort, sondern bindet auch die individuelle Wahrnehmung in größere Ereignisse ein. Für freq-out wächst die Vielfalt bis zu einem unbekannten Grad an, zersplittert den Raum, schnellt wie ein Querschläger durch den Kopf, disloziert den individuellen Körper und arrangiert eine neue Ökologie der Zeiterfahrung. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Ergebnis pure Utopie ist, in der jeder Teilnehmer oder Klang vollständig repräsentiert ist, denn im Widerhall der Frequenzen, die sich vermischen und verstricken, die von den Wänden reflektiert werden, die die Ohren aus jeder Perspektive überraschen, mag jedes Verständnis von Musikalität oder Kooperation auf Kakophonie hinauslaufen (so wie eine Darmverstimmung jede Unterhaltung zerstört). Am Ende mag ein Weg aufgezeigt werden, der die Bedeutung eines kooperativen und kollaborativen Experiments mit Klang aufscheinen lässt – Sich Treffen im Klang –; im Kontext dieser kulturellen Praxis geht es ebenso um Konflikte und um das Potential von Lärm wie um die Auflösung von Widersprüchen. [Brandon LaBelle]
Auf solchen Dramen basiert das freq_out-Projekt, das Künstler, Komponisten, Architekten, Produzenten und Musiker zusammen bringt, um mit Klang-Imagination Architektur zu durchdringen. Seine Struktur ist die eines kollaborativen Klang-Environments, in dem sich die individuelle Autorschaft auf die Gruppe bezieht. Jedem der dreizehn Teilnehmer wird innerhalb eines gegebenen Raumes eine eigene »Zone« für seine Klangarbeit zugewiesen, begrenzt durch Ort oder Position des Lautsprechers und durch einen spezifischen Frequenzbereich. Im Rahmen dieses Sozialsystems entwickeln sich die Stücke, durch das Aushorchen des Raumes und des Klangmaterials und entsprechend den je individuellen Vorstellungen von Musikalität, Narrativität, Klanglichkeit, Struktur und Fantasie: Kollaboration erscheint als Verkörperung dessen, was bereits existiert, als räumliche Textur oder in den Verläufen der einzelnen Arbeiten. Das bedeutet, dass Entscheidungen, Diskussionen und Argumente im und durch Klang erscheinen. Jede Zone hat ihre eigene Schallanlage (Lautsprecher und CD-Player), über die die individuellen Stücke abgespielt werden. Diese Strategie verschafft jedem Teilnehmer Autonomie und ermöglicht gleichzeitig, dass jede Interferenz zwischen den Arbeiten die Klangerfahrung erweitert. Das bedeutet, dass sich das Klang-Environment teilweise durch Interferenz herstellt, durch Überlappungen, Obertöne, Überschneidungen und Frequenzabweichungen, je nach den Bewegungen des Besuchers durch den Raum und dem Entwicklungsverlauf der Klänge.
Während es heute in der Klangkunst oft darum geht, individuelle Werke voneinander abzugrenzen, Störungen und Vermengungen zu vermeiden, sucht freq_out diese Interferenz bewusst auf: freq_out schlägt mögliche Modelle der Präsentation von Klangkunst (und der Konstruktion von Klang-Räumen) vor, die darauf basieren, die kollektive Vermischung von Klang mit einzubeziehen, und setzt sich somit zwangsläufig der Haltung entgegen, die das ignoriert oder ausschließt. Nach Hausswolff gründet freq_out auf einer Vorstellung von Kollektivität, die das Individuelle nicht überdeckt. Jeder einzelne Teilnehmer ist in ein größeres Ganzes integriert, nicht so sehr im Sinn des demokratischen Imperativs, in dem immer die Mehrheit regiert, sondern vielmehr im Sinne des Aufbaus eines KooperationsFeldes: Jeder Teilnehmer geht über seine individuelle Praxis hinaus, um die anderen im Raum, und, was noch wichtiger ist, durch Klang zu treffen. Der Ausstellungsraum fungiert nicht nur als architektonischer und akustischer Mitspieler, sondern auch als Ort der Kooperation – in diesem Sinn entwickelt die Wechselwirkung von Klang und Raum nicht nur andere Bedingungen für den experimentellen Umgang mit dem Ort, sondern bindet auch die individuelle Wahrnehmung in größere Ereignisse ein. Für freq-out wächst die Vielfalt bis zu einem unbekannten Grad an, zersplittert den Raum, schnellt wie ein Querschläger durch den Kopf, disloziert den individuellen Körper und arrangiert eine neue Ökologie der Zeiterfahrung. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Ergebnis pure Utopie ist, in der jeder Teilnehmer oder Klang vollständig repräsentiert ist, denn im Widerhall der Frequenzen, die sich vermischen und verstricken, die von den Wänden reflektiert werden, die die Ohren aus jeder Perspektive überraschen, mag jedes Verständnis von Musikalität oder Kooperation auf Kakophonie hinauslaufen (so wie eine Darmverstimmung jede Unterhaltung zerstört). Am Ende mag ein Weg aufgezeigt werden, der die Bedeutung eines kooperativen und kollaborativen Experiments mit Klang aufscheinen lässt – Sich Treffen im Klang –; im Kontext dieser kulturellen Praxis geht es ebenso um Konflikte und um das Potential von Lärm wie um die Auflösung von Widersprüchen. [Brandon LaBelle]