Michael Muschner | cv |
Der St. Marien Zyklus2005/06 Exhibition/Cooperations
St. Marienkirche am Alexanderplatz
Klanginstallation 53 Kompositionen aus dem Geist des Wortes. In Verbindung mit MaerzMusik 2006. In Zusammenarbeit mit der St. Marienkirche am Alexanderplatz und MaerzMusik/Berliner Festspiele.
St. Marienkirche am Alexanderplatz
Klanginstallation 53 Kompositionen aus dem Geist des Wortes. In Verbindung mit MaerzMusik 2006. In Zusammenarbeit mit der St. Marienkirche am Alexanderplatz und MaerzMusik/Berliner Festspiele.
© Michael Muschner
Gegliederte Zeit [Christoph Metzger]:
Musik gliedert Zeit. Sie gestaltet und erklingt in Räumen, lässt
Ereignisse in den Vordergrund treten, bildet Formen und gibt Verläufen
eine Richtung. Die Musik aus dem Geist des Wortes nutzt den Klang der menschlichen
Stimme als ursprünglichstes Instrument. Ihre Tonlage, kulturelle Prägung
und Eigenart werden während eines Kirchenjahres in den 53 Kompositionen
erklingen. Der größte für uns erlebbare regelmäßige
Zeitrahmen bestimmt das Werk: Das Jahr. In dieser Zeit entwickeln sich 53
Phasen in vier Klangschichten, die ununterbrochen in der St. Marienkirche
erklingen. Der Hörer erschließt sich seinen Weg durch das Kirchenschiff
und das Werk, das er im Stehen und Gehen, wandelnd erfährt.
Die Stimmen der beiden Pfarrer der Gemeinde verlesen für die Kompositionen
Texte aus der Bibel, für jede der 53 Wochen des Kirchenjahres einen
besonderen Text. Ihre gesprochenen Worte wurden zunächst aufgenommen,
vom Komponisten in spektrale Bestandteile zerlegt, um schließlich
zu Phasen montiert zu werden. Gesprochene, nicht gesungene Worte werden
in musikalisch gegliederte Zeit gebracht: Musik entsteht.
Aus zarten Fäden entsteht das klangliche Gewebe der einzelnen Kompositionen.
Sie werden zum Zyklus zusammengefügt. Kompositorische und semantische
Textur gehen ineinander über, bedingen sich gegenseitig. In meist langen
ruhigen Phasen heben und senken sich die Stimmen, die als solche kaum erkennbar
werden: Eine Musik verborgener Stimmen?
Hören im Raum Das Hören im Kirchenraum ist zunächst von der Struktur geprägt, die durch die Verteilung der Klangquellen bedingt wird. Es ist eine leise klingende Musik, die an der Grenze des Wahrnehmbaren erscheint. Insgesamt wurden zwanzig Hör-Orte vom Komponisten definiert, deren Klangquellen im Kirchenraum in den Fußboden eingelassen sind. Es bilden sich, abhängig vom Standort des Hörers, Klangzonen, die zum Verweilen einladen. Klänge schaffen eine Atmosphäre, die den Besucher motiviert, sich den Kunstschätzen des Raumes zuzuwenden. Die Aufmerksamkeit des Besuchers, der sicher oft unerwartet bei seinem Besuch in der Kirche, die einer Galerie ähnelt, mit dem Werk in Kontakt tritt, wird von im Raum kreisenden, gebündelten, klein und großflächigen Klanggeweben eingenommen. Atmosphärische Schwebungen evozieren Momente gerichteter Aufmerksamkeit.
Gerichtete Momente Ideale Hörpunkte werden individuell gefunden. Wie in einer Galerie sind Bildfolgen und Episoden aus der Bibel angeordnet, sie gliedern den Raum neben dem Verlauf der Säulen. Weißes Licht dringt durch große Fensterscheiben und leuchtet den Kirchenraum aus. Es ist die Verbindung von Bildern und Klängen im hörenden Menschen, die Muschner offensichtlich zum Werk veranlasst hat. Zumal der Titel unmittelbar auf die evangelische Kirche bezogen wird. Ihr Name, der noch an den Marienkult in der Zeit vor der Reformation erinnert, wird Bestandteil der Komposition. Gerichtete Momente loten Übergang vom Innen zum Außenraum aus. Wechselndes Tageslicht und die Geräusche der befahrenen Straße weisen auf Übergänge hin. Die Kirche wird zum spezifischen akustischen Ort. [Aus: Christoph Metzger: »Michael Muschner. Der St. Marien Zyklus. 53 Kompositionen aus dem Geist des Wortes«, in: MaerzMusik, Programmbuch 2006]
Hören im Raum Das Hören im Kirchenraum ist zunächst von der Struktur geprägt, die durch die Verteilung der Klangquellen bedingt wird. Es ist eine leise klingende Musik, die an der Grenze des Wahrnehmbaren erscheint. Insgesamt wurden zwanzig Hör-Orte vom Komponisten definiert, deren Klangquellen im Kirchenraum in den Fußboden eingelassen sind. Es bilden sich, abhängig vom Standort des Hörers, Klangzonen, die zum Verweilen einladen. Klänge schaffen eine Atmosphäre, die den Besucher motiviert, sich den Kunstschätzen des Raumes zuzuwenden. Die Aufmerksamkeit des Besuchers, der sicher oft unerwartet bei seinem Besuch in der Kirche, die einer Galerie ähnelt, mit dem Werk in Kontakt tritt, wird von im Raum kreisenden, gebündelten, klein und großflächigen Klanggeweben eingenommen. Atmosphärische Schwebungen evozieren Momente gerichteter Aufmerksamkeit.
Gerichtete Momente Ideale Hörpunkte werden individuell gefunden. Wie in einer Galerie sind Bildfolgen und Episoden aus der Bibel angeordnet, sie gliedern den Raum neben dem Verlauf der Säulen. Weißes Licht dringt durch große Fensterscheiben und leuchtet den Kirchenraum aus. Es ist die Verbindung von Bildern und Klängen im hörenden Menschen, die Muschner offensichtlich zum Werk veranlasst hat. Zumal der Titel unmittelbar auf die evangelische Kirche bezogen wird. Ihr Name, der noch an den Marienkult in der Zeit vor der Reformation erinnert, wird Bestandteil der Komposition. Gerichtete Momente loten Übergang vom Innen zum Außenraum aus. Wechselndes Tageslicht und die Geräusche der befahrenen Straße weisen auf Übergänge hin. Die Kirche wird zum spezifischen akustischen Ort. [Aus: Christoph Metzger: »Michael Muschner. Der St. Marien Zyklus. 53 Kompositionen aus dem Geist des Wortes«, in: MaerzMusik, Programmbuch 2006]
Die Kirche ist täglich geöffnet von 10:00 — 21:00 |