Zu Janet Cardiff/George Bures Miller essay cv
Beat Poetry [Richard Torchia]: Dass Janet Cardiff (ursprünglich Graphikerin) und George Bures Miller (ursprünglich Bildhauer) am Beginn ihrer Zusammenarbeit, in den frühen 80er Jahren, zunächst Filme machten, ist durchaus stimmig. Dieses von sich aus schon auf Kollaboration hin angelegte Medium absorbierte ihre individuellen Begabungen und etablierte gleichzeitig eine Ebene für ihr gemeinsames Interesse an sich überlagernden Erzählungen, animierten Tableaus und Hörillusionen, alles Elemente, die sie in dem Projekt Pandemonium aktiviert haben. In ihrer Zusammenarbeit wie in ihren Einzelarbeiten versetzen die beiden Künstler den Betrachter häufig in die Rolle des Protagonisten, der mit dem nur schwer fassbaren Zwischenbereich zwischen Sehen und Hören umgehen muss.
The Paradise Institute 2001, Mixed-Media-Installation, Filmstill. Mit freundlicher Genehmigung der Galerie Barbara Weiss, Berlin
The Dark Pool [1995], Cardiff und Millers erstes großes gemeinsames Werk […] steht beispielhaft für viele ihre Werke. In vielerlei Hinsicht ein Selbstportrait der beiden Künstler, verkörpert diese Arbeit eine geheimnisvolle mise en scène eines verlassenen Studios oder Laboratoriums. Wenn der Betrachter zwischen den mit offenen Büchern, Instrumenten und anderen Artefakten beladenen Tischen umherwandelt, löst er Aufnahmen von Stimmen aus, die verschiedene Versionen einer paranormalen Geschichte erzählen: über einen mysteriösen Körper aus schwarzer Flüssigkeit, der alles, was ihn berührt, absorbiert, inklusive vermutlich der Benutzer dieses Studios. Drei neuere Gemeinschaftsarbeiten sind im Wesentlichen kurze Videotapes, die, ausgestattet mit einer dem neuesten Stand der Technik entsprechenden Audio-Technologie, in genau ausgetüftelten Szenen projiziert werden. Sowohl The Muriel Lake Incident [1999] als auch The Paradise Institut [2001] bestehen aus handwerklich penibel gebauten Dioramen von Theater-Innenräumen. Bei beiden Arbeiten tragen die Betrachter Kopfhörer, über die sie einen binaural aufgenommenen Soundtrack hören, der mit Bemerkungen des Publikums vermischt ist und sie so in die bruchstückhafte Erzählung des Films verwickelt. The Berlin Files [2003] wird in einer dunklen, halb-runden Kammer präsentiert; die Wände sind mit Leinwänden verkleidet, die die im Raum angeordneten Lautsprecher verdecken. Die Tonspur des 30minütigen Films verwendet eine Raumklang-Technologie, die die ursprüngliche Dreidimensionalität des vor Ort aufgenommenen Klangs simuliert. So lässt sich in diesem Film, dessen Bilder von Wohnungsinnenansichten bis zu weitläufigen eisigen Landschaften reichen, der Bild und Hörraum nicht mehr von den Räumen unterscheiden, die sich zwischen unseren Ohren auftun. In der schwarzen Kammer, die wir wie ein Paar Kopfhörer mit uns tragen, werden Sehen und Hören, Objektivität und Subjektivität ineinander verschränkt.
Man kann über die Arbeiten von Cardiff und Miller nicht sprechen, ohne auf den Begriff des »Betrachters« einzugehen, auch wenn der expansive Einsatz von Klang die Aussagekraft dieses eher allgemeinen Begriffs einschränkt. Begriffe wie »Hörer« [auditor] oder »Auditorium« mit ihrer Betonung auf dem lateinischen audire [hören] scheinen zwar adäquater, kommen aber auch an ihre Grenzen, da sie das Hören auf Kosten anderer angesprochener Sinne betonen oder einen passiven und unbeweglichen Rezipienten suggerieren. Auch wenn das, wie in The Paradise Institute, der Fall ist, werden die Betrachter durch die Erzählung zum Handeln gedrängt. [aus: Pandemonium: Janet Cardiff & Georges Bures Miller, Eastern State Penitentiary, Philadelphia, Pennsylvania]
Adel Abdessemed/Silvia Ocougne
Dave Allen
Alfred Behrens
Maria Blondeel
Reinhard Blum/Uwe Bressnik
Jens Brand
Candice Breitz
Building Transmissions & Douglas Park
Janet Cardiff/George Bures Miller
Nicolas Collins
Alvin Curran
Joanna Dudley
[dy'na:mo]
Ulrich Eller
David First
Nina Fischer/Maroan el Sani & Robert Lippok
Terry Fox
Bernhard Gál
Seppo Gründler
Gut & Rist aka Gutarist
Carl Michael von Hauswolff & freq_out orchestra
Susan Hiller
Robert Jacobsen
Rolf Julius
Georg Klein/Steffi Weismann
Katjia Kölle
Christina Kubisch
Hans Peter Kuhn
Tilman Küntzel
Kalle Laar
Donatella Landi
Bernhard Leitner
Aernout Mik
Robin Minard
Ricardo Miranda Zuñiga
Helen Mirra
Michael Muschner
Carsten Nicolai
Andreas Oldörp
Finnbogi Pétursson
Werner Reiterer
Robin Rimbaud aka scanner
Julian Rosefeldt
Klara Schilliger/Valerian Maly
society of algorithm [Guy van Belle/Akihiro Kubota]
Jan-Peter E.R. Sonntag
tamtam [Sam Auinger/Hannes Strobl]
Ana Torfs
Edwin van der Heide
Maurice van Tellingen
Stephen Vitiello
Kris Vleeschouwer
Heinz Weber
Achim Wollscheid
Miki Yui
Artur Zmijewski

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