Bekannt geworden ist Susan Hiller in London in den frühen 70er Jahren vor allem durch ihre innovative künstlerische Praxis: durch Gruppenarbeiten wie Dream Mapping [1974] oder museologisch archäologisch motivierte Installationen wie Dedicated to the Unknown Artists [1972/76], durch die Erforschung einer ganzen Bandbreite von Medien, des automatischen Schreibens, der außersinnlichen Wahrnehmung, von Tapeten, Postkarten und anderen verunglimpften Aspekten der Popkultur. Im Nachhinein ist es schwierig, die Bedeutung von Hillers früher Entscheidung abzuschätzen, mit und auf kulturellem Material zu arbeiten, dessen Bedeutungen verdrängt, unterdrückt, zensiert oder einfach nur ignoriert wurden. Auf jeden Fall haben ihre frühen Werke den Stellenwert von Ausgangspunkten, auf die eine Kunstgeschichtsschreibung von heute zwangsläufig zurückführt.
Hiller schafft beeindruckende und verführerische Werke aus flüchtigen und manchmal scheinbar unwichtigen Dingen, Werke, die nicht nur anhäufen oder auflisten, sondern stattdessen Klang, Video, Text oder Zeichnung, oder was immer ihr Ausgangsmaterial ist, integrieren – mit dem Publikum als Zeugen dieser Leerstellen und Widersprüche unseres kollektiven kulturellen Lebens. Ihre Arbeiten öffnen ein Areal der Instabilität, wo feststehende Bedeutungen sich auflösen und das Publikum direkt am Entstehen unterschiedlicher, neuer Bedeutungen beteiligt ist, Bedeutungen, die nur durch das Werk und durch unsere Erfahrung des Werkes sichtbar werden.