Zu Georg Klein/Steffi Weismann essay cv
Interaktion statt Interaktivität? [Sabine Sanio]: Der Bereich, in dem Georg Klein und Steffi Weismann seit ungefähr zwei Jahren zusammenarbeiten, liegt für jeden von ihnen außerhalb ihres ursprünglichen Arbeitsschwerpunktes – Klein ist von Haus aus Komponist, Weismann kommt von der Performancekunst. Unabhängig voneinander interessieren sich beide seit langem für ungewöhnliche Aufführungsorte und konzepte, die sich oft nur mit avancierter Technik realisieren lassen. An ihren Arbeiten sticht ein Moment besonders hervor, das den viel diskutierten Begriff der Interaktivität aus dem Kontext der Technik herauslöst und in sozialen Zusammenhängen erprobt. Bei pick up [2005], ihrem ersten gemeinsamen Projekt in einem Kiosk in Bern, konnte man diese Art der Interaktion gut beobachten. Bei der Performance agierten die Künstler inkognito mit Anbagger und Flirtversuchen beim Vernissage-Publikum, die im Kiosk beobachtet und belauscht werden konnten. In der Installation versuchte der Kiosk selbst, jeden Passanten in ein vertrauliches Gespräch zu ziehen. Die Zuschauer wurden in ein ebenso ungewöhnliches wie ungewisses Geschehen verwickelt, das auch am Schluss keine Auflösung oder technische Erklärung lieferte.
Steffi Weismann: Calling Victoria, 2003-2006
Steffi Weismann transformiert in ihren Projekten häufig alltägliche Situationen mittels technischer Hilfsmittel in eine Art Versuchsanordnung und zieht so das Publikum unversehens in ein Spiel mit ungewissem Ausgang hinein. Bei ihrer Performance Calling Victoria verwickelt sie die synthetische Standard-Stimme Victoria mittels eines Spracherkennungsprogramms in ein persönliches Gespräch, bei dem die künstliche Stimme zu einem realen Gegenüber wird. Die künstliche Intelligenz offenbart so ein »Eigenleben« und macht Möglichkeiten und Grenzen einer fortgeschrittenen Mensch-Maschine-Beziehung direkt erlebbar. Man nimmt den Moment, in dem die Manipulation einsetzt, kaum wahr, so sehr ist man befangen in der Ambivalenz zwischen Faszination und Distanzierungsbedürfnis, die schließlich dazu führt, dass man die eigene Wahrnehmung zu reflektieren versucht.
Georg Klein setzte sich in früheren Projekten häufig mit bestimmten Orten auseinander, zumeist unwirtlichen Orte der Passage wie Haltestellen oder UBahn-Gängen. Seine Strategien zur akustischen Intervention, die er inzwischen mit Video kombiniert, machen die Besonderheiten einer Situation erfahrbar und erzeugen so einen verdichteten »Spannungsraum«. Bei seiner ersten Installation transition, mit der er 2001 Richard Serras Skulptur Berlin junction vor der Berliner Philharmonie bespielte, war der Ort dreifach konnotiert – durch Serras Plastik, als eine Art Niemandsland im städtischen Raum und historisch (die Tiergartenstraße 4 war Ausgangspunkt für die von den Nazis organisierte Euthanasie). Klein reagierte auf die Situation mit einer akustischen Intervention, für die er Fragmente von Brechts Gedicht Der Radwechsel mit scharf metallischen Klängen kombinierte. Wie Brecht beharrt Klein darauf, gerade an solchen »Nicht-Orten« (Marc Augé), die wir nur flüchtig und zufällig kennen lernen, innezuhalten und zu fragen, wo wir sind, wie wir dorthin geraten sind und wohin wir wollen.
Adel Abdessemed/Silvia Ocougne
Dave Allen
Alfred Behrens
Maria Blondeel
Reinhard Blum/Uwe Bressnik
Jens Brand
Candice Breitz
Building Transmissions & Douglas Park
Janet Cardiff/George Bures Miller
Nicolas Collins
Alvin Curran
Joanna Dudley
[dy'na:mo]
Ulrich Eller
David First
Nina Fischer/Maroan el Sani & Robert Lippok
Terry Fox
Bernhard Gál
Seppo Gründler
Gut & Rist aka Gutarist
Carl Michael von Hauswolff & freq_out orchestra
Susan Hiller
Robert Jacobsen
Rolf Julius
Georg Klein/Steffi Weismann
Katjia Kölle
Christina Kubisch
Hans Peter Kuhn
Tilman Küntzel
Kalle Laar
Donatella Landi
Bernhard Leitner
Aernout Mik
Robin Minard
Ricardo Miranda Zuñiga
Helen Mirra
Michael Muschner
Carsten Nicolai
Andreas Oldörp
Finnbogi Pétursson
Werner Reiterer
Robin Rimbaud aka scanner
Julian Rosefeldt
Klara Schilliger/Valerian Maly
society of algorithm [Guy van Belle/Akihiro Kubota]
Jan-Peter E.R. Sonntag
tamtam [Sam Auinger/Hannes Strobl]
Ana Torfs
Edwin van der Heide
Maurice van Tellingen
Stephen Vitiello
Kris Vleeschouwer
Heinz Weber
Achim Wollscheid
Miki Yui
Artur Zmijewski

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