Ordnung und Chaos) [Bruno Marino]:
Von den aktuellen Themen ihre Schaffens abgesehen – ob es sich um Tiere
handelt oder wie in ihren jüngeren Werken um Menschen –, Donatella
Landis Ästhetik bewegt sich zwischen Ordnung und Chaos, zwischen Reihung
und Vervielfachung, zwischen dem Aushöhlen und dem Anhäufen bildhafter
Vorstellungen. In Zoo gab es eine offensichtliche Korrelation zwischen Leere
und Fülle, von Bild ohne Klang und Bild mit Klang (virtueller-visueller
Raum und reale Dimension von gerichtetem Klang). In den Videoinstallationen
We want to Keep you Safe and Viceversa (beide aufgenommen in Benares, Indien)
dagegen ist ihr Ziel nicht mehr, die Wahrnehmung eines bestimmten Raumes zuzulassen,
sondern vielmehr, dem Beobachter durch eine Häufung von akustischen und
visuellen Stimuli alle räumlichen Orientierungspunkte vorzuenthalten, was
zur totalen »Reduktion« des urbanen Ideals führt.
Der Betrachter wird durch den hypnotischen Effekt des bewegten Bildes durcheinander
gebracht. Durch maximales Zoomen wird nur einen Bruchteil der Existenz gezeigt,
der Rest der Welt aus dem Bild ausgeschnitten.
Eine ganz andere Form von Verwirrung stellt ein anderes Werk her. In Je t’aime
Je t’aime betreibt Landi eine Art Geschlechtertausch: Ein Mann und eine
Frau vertauschen die Stimmen, während sie die Worte »je t’aime«
vor einer Kamera – eine Art Spiegel – wiederholen. Die Arie Una
furtiva lacrima aus Donizettis L’elisir d’amore kündigt das
Ende dieses Duetts an, in dem die perfekte Symmetrie der Performance in Gegensatz
zur absoluten Destabilisierung des Ichs steht.
89 petites pièces 2003, Videoinstallation für 14 LCD-Monitore, 14 DVDs, Installationsansicht, Valentina Moncada Gallery Rom, Foto © Guiseppe Schiavinotto