Zu Aernout Mik essay cv
Aernout Mik [Anne Bonnin]: Aernout Mik arbeitet nach einem Prinzip: Er inszeniert scheinbar wahre und doppeldeutige Situationen, deren Umstände unbestimmt bleiben. Die Protagonisten dieser Situationen sind keine Individuen, sondern indifferente Menschen, die nur durch das Hier und Jetzt und ihrer Zugehörigkeit zur sleben Zeit am selben Ort bestimmt sind. Jeder seiner Videofilme zeichnet in den Farben der Realität ein gleich bleibendes Phänomen, einen Tatbestand – den Zustand der Welt –, in dem die Protagonisten gefangen sind: Flüchtlinge in einem heruntergekommenen Auffanglager (in Lumber), auf dem Boden sitzende Sportler, die exzessiv lachen oder weinen (3 laughing and 4 crying) oder Verletzte einer Explosion, vom Schock gezeichnet (Swab).
Aernout Miks Bilder sind Teil unserer aktuellen Medienlandschaft, die entfesselt Katastrophen aller Art präsentiert: Börsencrashs, Naturkatastrophen, terroristische Akte. Auf den ersten Blick erkennt der Betrachter vertraute Situationen, Déjà-vus oder auch stereotype Bilder, deren Bedeutung verwirrend und nur scheinbar wahr ist; auf den zweiten Blick aber löst sich dieses Bild impressionistisch auf. Auch wenn die Faktizität der Bilder zu stimmen scheint, wird ihre Theatralität und Künstlichkeit schnell offensichtlich und lässt sie zwischen Realität und Phantasmagorie oszillieren. Auch wenn der Betrachter von vornherein glaubt, ihm würde eine Handlung erzählt, wird ihm, wenn er aufmerksam hinschaut, sehr schnell klar, das die Fakten und Gesten weder an irgendeine Erzählung gebunden noch einer Chronologie eingeschrieben sind. Fürs Kino gedreht und realisiert, mit entsprechendem Dekorum und Schauspielern, ist ein Film eine getreuere Nachbildung der Realität, eines fait réel. Umso mehr manifestieren dann Künstlichkeit oder Inkongruenz der Situationen die Absurdität und metaphysische Fremdheit in einem ganz gewöhnlichen Kontext.
Diese homogenen und statischen Universen Aernout Miks sind die Tafelbilder unserer Zeit. Sie haben alle die seit L.B. Alberti gültigen Merkmale des modernen Werkes: Einheit des Ortes und der Handlung, Nachahmung des Lebens und Rücksicht aufs Detail. Aernout Mik erarbeitet seine Fiktionen aus der genauen Beobachtung der Realität heraus, überreich an Details, ganz in der Art eines Leonardo da Vinci … Er schafft emblematische Bilder vom Zustand und vom Wesen der menschlichen Existenz, die gekennzeichnet ist durch die Vorherrschaft des Faktischen, durch das Herausgelöst-Sein aus Bindungen und Ohnmacht – die Ohnmacht des Individuums, geworfen in eine Welt der Indifferenz. [ aus: Anne Bonnin: »Aernout Mik«, Synesthesie (frz. Internetzeitschrift), siehe www.synesthesie.com]
Adel Abdessemed/Silvia Ocougne
Dave Allen
Alfred Behrens
Maria Blondeel
Reinhard Blum/Uwe Bressnik
Jens Brand
Candice Breitz
Building Transmissions & Douglas Park
Janet Cardiff/George Bures Miller
Nicolas Collins
Alvin Curran
Joanna Dudley
[dy'na:mo]
Ulrich Eller
David First
Nina Fischer/Maroan el Sani & Robert Lippok
Terry Fox
Bernhard Gál
Seppo Gründler
Gut & Rist aka Gutarist
Carl Michael von Hauswolff & freq_out orchestra
Susan Hiller
Robert Jacobsen
Rolf Julius
Georg Klein/Steffi Weismann
Katjia Kölle
Christina Kubisch
Hans Peter Kuhn
Tilman Küntzel
Kalle Laar
Donatella Landi
Bernhard Leitner
Aernout Mik
Robin Minard
Ricardo Miranda Zuñiga
Helen Mirra
Michael Muschner
Carsten Nicolai
Andreas Oldörp
Finnbogi Pétursson
Werner Reiterer
Robin Rimbaud aka scanner
Julian Rosefeldt
Klara Schilliger/Valerian Maly
society of algorithm [Guy van Belle/Akihiro Kubota]
Jan-Peter E.R. Sonntag
tamtam [Sam Auinger/Hannes Strobl]
Ana Torfs
Edwin van der Heide
Maurice van Tellingen
Stephen Vitiello
Kris Vleeschouwer
Heinz Weber
Achim Wollscheid
Miki Yui
Artur Zmijewski

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