Zu Carsten Nicolai essay cv
Carsten Nicolai zählt heute zu den wichtigsten Vertretern einer Künstlergeneration, die gezielt die Schnittstellen zwischen Kunst, Natur und Wissenschaft untersuchen. Als bildender Künstler, Forscher, Produzent und Organisator von Konzertereignissen in Personalunion versucht Nicolai, die Trennung der menschlichen Sinneswahrnehmungen zu überwinden und naturwissenschaftliche Phänomene wie Klang und Lichtfrequenzen oder elektromagnetische Felder sowohl mit den Augen als auch mit dem Gehör und Tastsinn erfahrbar zu machen. Von seinen Installationen geht eine minimalistische Ästhetik aus, die durch Eleganz, Schlichtheit und Technizismus besticht. Nach Beteiligungen an wichtigen internationalen Ausstellungen wie der »documenta« in Kassel und der Biennale von Venedig präsentierte die »Schirn« 2005 erstmals eine große Überblicksausstellung.
anti-reflex 2005, Raumansicht reflex, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main. Mit freundlicher Genehmigung der Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin, Foto © Uwe Walter
Das Nebeneinander des Akustischen und Visuellen ist ein ständig wiederkehrendes Thema im Werk Carsten Nicolais. Der Tradition Ernst Chladnis (1756–1827), des Begründers der modernen Akustik, folgend, versucht Nicolai, unterschiedliche Sinnesempfindungen miteinander zu verknüpfen. In wiederholten Versuchsanordnungen werden beispielsweise Flüssigkeiten mit Tonsignalen verschiedener Frequenzen animiert, so dass Wellen entstehen, die sich in Form von konzentrischen Kreisen kräuseln, aufeinander stoßen, sich verbinden und dabei Schwingungsknoten und Störungsmuster erzeugen. Durch den visuellen Sinneseindruck von Nicolais teils großräumigen Installationen wird das Klangerlebnis in Porträts der Frequenzen umgewandelt. Die aus einem ähnlichen Experiment resultierende Fotoserie milch besteht aus Abbildungen unterschiedlicher Milchoberflächen, die durch ansteigende Frequenzen in Schwingung gebracht worden sind. Während die niedrigen Frequenzen eine chaotisch anmutende Fläche erzeugen, bilden hohe Frequenzen streng rhythmisch geordnete Muster. Die Arbeiten sind gleichermaßen Visualisierungen eines akustischen Phänomens wie eigenständige Kunstwerke, die aus der ihnen innewohnenden Ästhetik wirken. In anderen Arbeiten wie void versucht Nicolai, in Glasrohren Ton zu versiegeln und damit unsere Wahrnehmung zu hinterfragen sowie die Lebensspanne von Geräuschen zu thematisieren. Nicolai geht es dabei weniger um das Begreifen des einzelnen Objektes, sondern vielmehr um Relationen, um einen Systemzusammenhang, in dem kausale Abhängigkeitsverhältnisse herrschen. Klänge durchdringen den Raum, greifen auf Bilder und Objekte über und verleihen damit der gesamten Ausstellung eine Art von Polyrhythmik.
Carsten Nicolai verbindet in seiner Arbeit unterschiedliche Naturphänomene und implementiert sie in seine eigene künstlerische Sprache. Der neuartige, erfrischende Eindruck, den seine Arbeiten hinterlassen, entsteht dadurch, dass sie jenen undeutlichen Grenzbereich hervorbringen, in dem Bewusstsein und Materie ineinander übergehen und der Betrachter der Realität einer sowohl innerlichen als auch körperlichen Erfahrung sehr nahe kommt. Er wird auf sein ureigenes Empfinden und somit auf die essenziellen Fragen nach der Ordnung der Dinge zurückgeworfen. [Schirn Kunsthalle Frankfurt, Pressetext]
Adel Abdessemed/Silvia Ocougne
Dave Allen
Alfred Behrens
Maria Blondeel
Reinhard Blum/Uwe Bressnik
Jens Brand
Candice Breitz
Building Transmissions & Douglas Park
Janet Cardiff/George Bures Miller
Nicolas Collins
Alvin Curran
Joanna Dudley
[dy'na:mo]
Ulrich Eller
David First
Nina Fischer/Maroan el Sani & Robert Lippok
Terry Fox
Bernhard Gál
Seppo Gründler
Gut & Rist aka Gutarist
Carl Michael von Hauswolff & freq_out orchestra
Susan Hiller
Robert Jacobsen
Rolf Julius
Georg Klein/Steffi Weismann
Katjia Kölle
Christina Kubisch
Hans Peter Kuhn
Tilman Küntzel
Kalle Laar
Donatella Landi
Bernhard Leitner
Aernout Mik
Robin Minard
Ricardo Miranda Zuñiga
Helen Mirra
Michael Muschner
Carsten Nicolai
Andreas Oldörp
Finnbogi Pétursson
Werner Reiterer
Robin Rimbaud aka scanner
Julian Rosefeldt
Klara Schilliger/Valerian Maly
society of algorithm [Guy van Belle/Akihiro Kubota]
Jan-Peter E.R. Sonntag
tamtam [Sam Auinger/Hannes Strobl]
Ana Torfs
Edwin van der Heide
Maurice van Tellingen
Stephen Vitiello
Kris Vleeschouwer
Heinz Weber
Achim Wollscheid
Miki Yui
Artur Zmijewski

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