Zu Finnbogi Pétursson essay cv
[Kjartan Pierre Emilsson]: Klang ist eine zeitliche Struktur. Er lebt im Reich der Stille, definiert Stille recht eigentlich als seine Abwesenheit. In der Stille fehlt uns jedes Zeitmaß, wir sind konfrontiert mit einer Formlosigkeit, die verwandt ist mit der Ewigkeit. Die Sinuswelle, die elementarste Form von Klang, bricht diese stille Leere auf. Ihr Hauptmerkmal ist ihre Tonhöhe: Ein klar und deutlich bestimmtes Stück Zeit, das durch seine Vervielfältigung und Fortpflanzung in die Stille eindringt und ihr ein regelmäßiges zeitliches Raster gibt. Diesem Cartesianischen Prospekt fehlt jedoch eine wichtige Komponente: Unsere Zeitstücke können sich frei ausrichten, wie es ihnen passt, ohne dass wir Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft genau festlegen könnten. Das Festlegen von Bezügen führt uns zu einer anderen Eigenschaft von Klang: seiner Phase. Eine Phase auszuwählen, ist ein freier aber bewusster Willensakt; er konsolidiert unsere elementare Zeitstruktur, da sich alle unsere kleinen Zeitfragmente nun unseren Launen unterwerfen müssen. Aber wie zwingen wir dieser ätherischen Substanz unseren Willen auf? Wie können wir sie ihrem natürlichen Element entreißen, sie festnageln und modellieren?
Water-Earth 2005
Finnbogi Pétursson grenzt sie ein mit Wasser und Licht. Eingrenzen ist ein räumlicher Begriff, definiert Grenzen und Grenzlinien, an denen eine Substanz endet und eine andere beginnt. Wenn die Sinuswellen das Medium Wasser durchqueren, dann verbinden sie sich mit ihm, versuchen ihren Rhythmus auf seine flexible Oberfläche zu übertragen. Aber Wasser fließt nicht so frei wie seine Verführer. Es in der Tat begrenzt und eingeschränkt durch sein Gefäß, muss sich seinem Joch fügen. Folglich wird eine Phase ausgewählt, und das Wasser fügt sich in ein räumliches Muster, in welchem das Gefäß, das es beschränkt, und der Klang, der es zu befreien sucht, sich vereinen. Licht, gleichfalls eine Sinuswelle, wird dazu benutzt, das Ergebnis dieser Verbindung zurückzuwerfen in die Immaterialität von Licht und Schatten, uns zur Betrachtung, wie die schwachen Schimmer der perfekten Schatten aus Platons Höhle.
So kommt Pétursson zu seinen raum-zeitlichen Baumaterial, aus dem heraus er eine Skulptur erschaffen kann, die in Raum und Zeit existiert, beschränkt und durchlässig zugleich, statisch und doch beweglich. Wir leben in einer Welt, die voll ist von einer Kakophonie von Klängen und einem wirren Durcheinander von offenen und geschlossenen Räumen. Deren Interaktion prägt unsere Alltagserfahrung. In dieser Arbeit hat Pétursson diese Interaktion abgesondert und auf ihre reinste Form reduziert, auf dass wir diesen so grundlegenden Bestandteil unserer Existenz bedenken.
Adel Abdessemed/Silvia Ocougne
Dave Allen
Alfred Behrens
Maria Blondeel
Reinhard Blum/Uwe Bressnik
Jens Brand
Candice Breitz
Building Transmissions & Douglas Park
Janet Cardiff/George Bures Miller
Nicolas Collins
Alvin Curran
Joanna Dudley
[dy'na:mo]
Ulrich Eller
David First
Nina Fischer/Maroan el Sani & Robert Lippok
Terry Fox
Bernhard Gál
Seppo Gründler
Gut & Rist aka Gutarist
Carl Michael von Hauswolff & freq_out orchestra
Susan Hiller
Robert Jacobsen
Rolf Julius
Georg Klein/Steffi Weismann
Katjia Kölle
Christina Kubisch
Hans Peter Kuhn
Tilman Küntzel
Kalle Laar
Donatella Landi
Bernhard Leitner
Aernout Mik
Robin Minard
Ricardo Miranda Zuñiga
Helen Mirra
Michael Muschner
Carsten Nicolai
Andreas Oldörp
Finnbogi Pétursson
Werner Reiterer
Robin Rimbaud aka scanner
Julian Rosefeldt
Klara Schilliger/Valerian Maly
society of algorithm [Guy van Belle/Akihiro Kubota]
Jan-Peter E.R. Sonntag
tamtam [Sam Auinger/Hannes Strobl]
Ana Torfs
Edwin van der Heide
Maurice van Tellingen
Stephen Vitiello
Kris Vleeschouwer
Heinz Weber
Achim Wollscheid
Miki Yui
Artur Zmijewski

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