Zu Werner Reiterer essay cv
TROPE SCULPTURE [Rainer Metzger]: […] Alltagsbezogen ist Ort sowieso kein Problem […] Als Phänomen ist der Ort ganz selbstverständlich, doch lässt sich eine Wahrnehmungshaltung aufbauen, die ihm diese Selbstverständlichkeit nimmt, indem sie ein spezielles Verständnis fordert. Das Phänomen wird übergeführt in eine Phänomenologie. Ihr Motor ist Irritation. Eben dies leistet ihrerseits künstlerische Arbeit. »Das phänomenologische Schauen ist nahe verwandt dem ästhetischen Schauen« (Edmund Husserl: Arbeit an den Phänomenen, in: Ausgewählte Schriften, hg. von B. Waldenfels, Frankfurt am Main 1993, S. 120). […] Die Wahrnehmung ist irritiert. Und wie die Phänomenologie daraus das Bewusstsein ableitet, dass man in der Beobachtung gleichsam neben sich steht und statt des Objektes der Wahrnehmung ein Subjekt der Wahrnehmung greifbar wird, so ist auch die Ästhetik geprägt von einem Zweimal-Hinschauen, in dem die Welt ihre Evidenz verliert. Die Dinge werden skrupulös, launenhaft, laden sich auf mit Eigensinnigkeit. Sie werden ein Spiegel des Menschen, der sie anblickt.
Entrance of the Center of the World 2005, Foto © Werner Reiterer
Kaum ein Künstler, der diesen Mechanismus so beherzigte wie Werner Reiterer. Den Gegenständen, die Reiterer als Kunst präsentiert, ist entsprechend nichts Menschliches fremd. Sie reden mit einem, rollen auf einen zu […] oder gehen buchstäblich an die Decke. Die Ähnlichkeit zum Menschen, die dabei bemerkbar wird, ist keine des Aussehens. Die Nähe ergibt sich über eine Gemeinsamkeit des Verhaltens, des Reiz-Reaktions-Schemas, einer Art Charakterfrage […] Bei Reiterer ist der Ort das Bild des Menschen. Und weil Ort im Griechischen »Topos« heißt und Charakter »Tropos«, ist Reiterers Topografierung der Welt eine Tropografierung. Entsprechend sind seine Orte nicht anthropomorph. Sie sind anthropotrop.
Also schnauft der Tempietto. Auf Kassels Wilhelmshöhe implantierte Reiterer im Jahr 2002 einem Pavillon eine pulmologische Anlage. Der reizende Staffagebau […] gibt nun […] periodisch wiederkehrende optische und akustische Signale von sich. Alle achtzig Sekunden, so lange, wie man in etwa den Atem anhalten kann, wiederholt sich der Mechanismus des LichtDimmens und GeräuscheindieWeltSendens, und speziell Letzteres macht unmissverständlich, dass hier jemand nach Luft schnappt. Hinzu kommt, dass die Architektur, der Reiterer seine Apparatur einpflanzte, ein Apollo-Tempel ist, gewidmet zum einen jenem Gott, der in Griechenland unter anderem für das Licht zuständig war, gewidmet zum anderen der Paradefigur eines mythologischen Denkens, das seine Götter nach menschlicher Erfahrung gestaltete; die uralte Vorstellung des Anthropomorphen trifft hier in der Tat auf die aktuelle, von Reiterer implementierte des Anthropotropen […]. [Aus: Rainer Metzger; »TROPE SCULPTURE. Worin besteht bei den ortsbezogenen Arbeiten Werner Reiterers eigentlich der Ortsbezug?«, in: Sabine SchaschlCooper: Werner Reiterer, Basel: Merian 2003.]
Adel Abdessemed/Silvia Ocougne
Dave Allen
Alfred Behrens
Maria Blondeel
Reinhard Blum/Uwe Bressnik
Jens Brand
Candice Breitz
Building Transmissions & Douglas Park
Janet Cardiff/George Bures Miller
Nicolas Collins
Alvin Curran
Joanna Dudley
[dy'na:mo]
Ulrich Eller
David First
Nina Fischer/Maroan el Sani & Robert Lippok
Terry Fox
Bernhard Gál
Seppo Gründler
Gut & Rist aka Gutarist
Carl Michael von Hauswolff & freq_out orchestra
Susan Hiller
Robert Jacobsen
Rolf Julius
Georg Klein/Steffi Weismann
Katjia Kölle
Christina Kubisch
Hans Peter Kuhn
Tilman Küntzel
Kalle Laar
Donatella Landi
Bernhard Leitner
Aernout Mik
Robin Minard
Ricardo Miranda Zuñiga
Helen Mirra
Michael Muschner
Carsten Nicolai
Andreas Oldörp
Finnbogi Pétursson
Werner Reiterer
Robin Rimbaud aka scanner
Julian Rosefeldt
Klara Schilliger/Valerian Maly
society of algorithm [Guy van Belle/Akihiro Kubota]
Jan-Peter E.R. Sonntag
tamtam [Sam Auinger/Hannes Strobl]
Ana Torfs
Edwin van der Heide
Maurice van Tellingen
Stephen Vitiello
Kris Vleeschouwer
Heinz Weber
Achim Wollscheid
Miki Yui
Artur Zmijewski

Liste ausblenden
english