Zu Ana Torfs | essay | cv |
Zu den jüngsten Arbeiten von Ana Torfs gehören, neben verschiedenen
Installationen mit Diaprojektionen, Fotoserien, einem Webprojekt und einem 35-mm-Spielfilm,
auch unterschiedliche Publikationen. Kennzeichnend ist, wie Torfs Fragmente
aus der westlichen politischen und kulturellen Geschichte neu beleuchtet und
uns auf überraschende und aktuelle Art vorstellt. Ihr Œuvre, das sich
nicht auf ein bestimmtes Medium festlegen lässt, bietet vor allem eine
starke filmische Erfahrung, der aber oft ein Text zugrunde liegt: Die Konversationshefte
eines ertaubten Komponisten (Zyklus von Kleinigkeiten, 1998, Spielfilm), ein
Prozesstext aus dem fünfzehnten Jahrhundert (Du mentir-faux, 2000, Diaprojektionen
und Künstlerbuch), ein Theatertext aus dem Jahre 1890 (The Intruder, 2004,
Diaprojektionen und Tonspur) – dies alles wird zu Ausgangspunkten ihrer
Arbeit. Torfs’ Œuvre zeugt außerdem von einer bestimmten Reflexion
über das Bildgenre des Fotoporträts. Sie scheint sich zu fragen, ob
es möglich ist, im Porträt eine »Wahrheit« über den
Porträtierten einzufangen. Beziehen sich die »unmöglichen Porträts«,
die Torfs uns zeigt, überhaupt auf wirkliche Personen? Geht es nicht vielmehr
um Typen, emblematische Figuren, die sie aus der Geschichte auswählt, aus
einer historischen Porträtgalerie, wie sie uns von Schriftstellern, Filmemachern,
Historikern und Malern zur Verfügung gestellt wird?