Zu Heinz Weber | essay | cv |
In späteren Arbeiten ist das Visuelle weniger deutlich wahrzunehmen. Selbst
wenn das klingende Moment eine Arbeit dominiert oder – weil es sich um
Radiokunst handelt – die Arbeit ausschließlich aus Klang zu bestehen
scheint, sind visuelle oder andere den bildenden Künsten zugerechnete Aspekte
daran beteiligt. So diente im Klangstück Hamburg am Wasser – Ich
höre Brücken [1997] der Verlauf eines kleinen Gewässers, der
Wandse, als Grundstruktur der Partitur, stand für städtische Umweltklänge,
und die Ornamente einer Brücke bildeten das rhythmische Muster.
In verschiedenen Klanginstallationen Heinz Webers finden sich visuelle und damit
räumliche Gebilde, die vom selben Ort wie die aufgenommenen Klänge
stammen und die in die zeitliche Struktur des Klangverlaufs transformiert werden.
In Raum der Zahlen [1994] etwa zog er die an der Wand seines späteren Tonstudios
auffällig groß notierten Zahlen zur Erstellung der Dauernwerte in
der KlangPartitur heran und verwandte in den übrigen Stockwerken des Gebäudes
andere, aber ebenfalls auf die Geschichte des Hauses bezogene räumlichvisuelle
Besonderheiten, zum Beispiel Formen von Unebenheiten im Boden, bei der Gestaltung
der exakt kalkulierten Struktur der Klänge. Während der Installation
waren die Realisierungen der Partitur in den jeweiligen Räumen zu hören.
Raum und Klang bildeten somit – wenn auch indirekt – eine Einheit.
Unmittelbar und direkt wahrnehmbar werden die räumlichen Beziehungen des
Klangs dagegen in jüngeren Arbeiten, wie in These Bergfalke [2001]. Hier
befinden sich über dem Zuhörer/Zuschauer zwei übereinander angebrachte
Lautsprecher. Sie strahlen den sich zwischen ihnen bewegenden Klang nach unten
bzw. nach oben hin ab und machen damit die Klangbewegung ebenso wahrnehmbar
wie den die Installation umgebenden Raum. Im Sinne des akustischen Eigenwertes
von Klängen wird der Raum damit auch zum Klang erzeugenden Instrument mit
ebenfalls eigenem klanglichem Wert.