[Bernd Schulz]:
Miki Yui hat einen Klangraum gestaltet, in dem der Besucher aufgefordert ist,
seine Aufmerksamkeit sowohl auf die zu hörenden, komponierten wie auf die
real vorhandenen Klänge (die Geräusche, die im Gebäude zu hören
sind, ebenso wie die Klänge, die von draußen kommen) zu richten.
[…] Die Klänge bewegen sich im Raum, aber auch gegeneinander, wobei
Schwebungen entstehen, die den Klängen eine innere Bewegung und eine eigenartige
Unbestimmtheit verleihen. Von Zeit zu Zeit sind dann Klangereignisse hörbar,
die an verschiedene reale Klangsituationen erinnern (Windrauschen, ein vorbeifahrender
Zug, Stimmen von der Straße, Wasser […]. Die Klangerzeugungsgeräte
sind so eingestellt, dass eine dritte Ebene der Komposition durch die realen
Klänge der Umgebung gebildet wird. Es scheint so, als ob die realen Klänge
ihren klaren Zeichencharakter verlieren und sich als abstraktes Klangmaterial
zeigen würden. Sie bekommen musikalische Qualität. Innerer Klangraum
des Hörers und äußerer Klangraum sind kaum noch zu trennen.
»Wir sind ununterbrochen Hörende. Unsere akustische Umgebung gibt
uns eine Orientierung, eine Art Karte, die uns sagt, wo wir sind und von welcher
Beschaffenheit unsere Umgebung ist. Ein wichtiger Faktor, der uns formt. Wir
empfangen die Schwingungen unserer Umwelt, die Einfluss auf unser Denken und
unser Verhalten haben.« [Miki Yui]
[Aus: Resonanzen. Aspekte der Klangkunst, hg. v. Bernd Schulz, Stiftung Saarländischer
Kulturbesitz, Heidelberg: Kehrer 2003]
ever 2002, Resonanzen, Stadtgalerie Saarbrücken