Zu Hans Peter Kuhn | essay | cv |
Die von ihm verwendeten Klänge sind meist so bearbeitet, dass sie nur manchmal ihre Herkunftsquelle erkennen lassen. Das macht sie schwer beschreibbar, weshalb Kuhn sie als »abstrakt« charakterisiert. Für ihn ist ohnehin nicht ein Klang als solcher im Zentrum, aus dem möglichst viele farbige Schichten herausgehört werden sollen; viel wichtiger sind für ihn die klangliche Bewegung, die rhythmischen Muster oder nicht durchschaubare, in sich vernetzt wirkende Abfolgen. Es zählt vor allem das »Zwischen« den Klängen. Die Klänge dienen der Komposition von Zeitstrukturen. Sie spannen mit ihren geschwinden Abfolgen Linien an einem Objekt entlang oder durch einen Raum hindurch; sie gehen daher leicht Interaktionen mit dem Gesehenen ein.
Visuelle und akustische Ereignisse werden in seinen Installationen auffällig
oft in regelrecht paralleler Setzung verwendet, sie haben aber wechselseitig
eine Ergänzungsfunktion. Beide dienen zwar gleichzeitig der Strukturierung
von Raum und Zeit, aber sie bleiben sinnesspezifisch bezogen, so dass sie sich
stützen können. Farbig angestrahlte Wände oder Türme entlang
von Ufern, Leuchtstoffröhren als Nachzeichnungen von Brücken oder
Übergängen fordern zum Wandern des Auges heraus; aber aus der Ferne
verschmelzen sie zu einem Bild im Raum. Nähert man sich, wobei immer eine
trennende Distanz bleibt, so hört man aus den ebenfalls eingebauten Lautsprechern
Klänge laufen. Die Klänge sind »abstrakt«, wichtig ist
ihr Verlauf, weil sie dadurch die zeitliche Dynamik des in größerer
Nähe betrachtenden Auges hervorkehren. Gleichwohl verleiht die visuelle
räumliche Ordnung solch zeitlichem Geschehen seinen formenden Rahmen. Das
Hören stimuliert die gesehene Bewegung des wandernden Auges, das Sehen
gibt die räumliche Richtung der gehörten Bewegung vor.
Die Installationen von Hans Peter Kuhn, die mit formvollendeter Klarheit an den jeweiligen Ort gesetzt sind, der im farbigen Licht und im bewegten Klang neue Dimensionen gewinnt, scheinen zuweilen traumhaft zu schweben. Die technische Perfektion der Installationen weckt Bewunderung. Diese ästhetische Außenseite kann durchaus auch allein für die unmittelbare Erfahrung einstehen. Aber es entsteht auch eine schwer erklärliche Wahrnehmungsverschiebung: Es scheint, als würde das statische Licht durch die bewegten Klänge auch in Bewegung gesetzt und der Standpunkt des Betrachters dabei eine Rolle spielen, als würde der Eindruck nicht nur von einem automatischen Wahrnehmungsmechanismus, sondern von der Eigentätigkeit des Betrachters abhängen.
Die Installationen von Hans Peter Kuhn, die mit formvollendeter Klarheit an den jeweiligen Ort gesetzt sind, der im farbigen Licht und im bewegten Klang neue Dimensionen gewinnt, scheinen zuweilen traumhaft zu schweben. Die technische Perfektion der Installationen weckt Bewunderung. Diese ästhetische Außenseite kann durchaus auch allein für die unmittelbare Erfahrung einstehen. Aber es entsteht auch eine schwer erklärliche Wahrnehmungsverschiebung: Es scheint, als würde das statische Licht durch die bewegten Klänge auch in Bewegung gesetzt und der Standpunkt des Betrachters dabei eine Rolle spielen, als würde der Eindruck nicht nur von einem automatischen Wahrnehmungsmechanismus, sondern von der Eigentätigkeit des Betrachters abhängen.